Finanzielle Ziele setzen: Schritt-für-Schritt-Anleitung für spezifische Zieldefinition

Quasi die allererste Frage für alle, die Geld anlegen wollen, lautet: „Wofür?“. Und mit Blick auf eine aktuelle statistische Erhebung des Bundesverbands der privaten Bausparkassen wird deutlich: die Deutschen legen ihr Geld vor allem im Sinne der Altersvorsorge (56 %), für den Kauf einer Immobilie (42 %) oder aber auch für eine perspektivisch größere Anschaffung (41 %) an.

Wenn Sie über die Anlage Ihres Geldes nachdenken, reicht es jedoch nicht aus, das „Wofür?“ mit nur einem dieser sehr vagen Schlagwörter aus der Statistik zu beantworten. Stattdessen sollten finanzielle Ziele grundsätzlich sehr spezifisch und auch messbar sein. Wie Sie solch geeignete Ziele definieren, erfahren Sie in diesem Beitrag, einschließlich Schritt-für-Schritt-Anleitung.

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Das Wesentliche in Kürze

  • Finanzielle Ziele bestehen aus einer inhaltlichen Motivation (was?), einem Zielbetrag (wie viel?) und einer Zeitangabe (bis wann?).
  • Mit definierten Zielen bekommt das Sparen und Investieren mehr Substanz. Sie nehmen eine aktive Rolle ein und arbeiten bewusst auf das definierte Ziel hin, statt die Sache dem Zufall zu überlassen.
  • Es ist sinnvoll, die Abgeltungssteuer, die später auf Zinsen und Erträge anfällt, bereits von Anfang an in die finanziellen Ziele einzurechnen.

Warum sind finanzielle Ziele so relevant?

Vielleicht haben Sie den Wunsch, eines Tages noch mal um die Welt zu reisen und ferne Länder und Kulturen zu entdecken. Vielleicht möchten Sie sich perspektivisch eine Immobilie, Ihr Traumauto schlechthin oder eine andere kostspielige Sache zulegen. Vielleicht wollen Sie auch am 18. Geburtstag Ihres Kindes für große Augen sorgen oder ihm eine Top-Ausbildung ermöglichen. Was auch immer Sie grob vorhaben oder sich wünschen: Es ist sinnvoll, sich klare finanzielle Ziele zu setzen.

Natürlich können Sie auch einfach drauf los sparen oder Ihr Geld am Kapitalmarkt investieren und schauen, wo Sie in ein paar Jahren damit rauskommen. Doch wenn Sie sich finanzielle Ziele setzen, bekommt die Sache Hand und Fuß. Sie sehen nicht mehr nur passiv zu und überlassen alles dem Zufall, sondern Sie nehmen eine aktive Rolle ein und arbeiten bewusst auf das Ziel hin.

Heißt: Sie richten Ihre Anlagestrategie auf das Ziel aus und wählen Geldanlagen, mit denen Sie die Ziele im vorgesehenen Zeitraum erreichen können. Sie machen das, was erst in ein paar Jahren stattfinden würde, bereits heute in einer gewissen Weise greifbar. Und daraus entwickelt sich wiederum eine ganz andere Stufe von Motivation, die Sie antreibt, dauerhaft dranzubleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren.

Die Ziele zu definieren, ist relativ einfach, solange Sie spezifisch vorgehen:

Wie kann ich meine finanziellen Ziele herausfinden?

Finanzielle Ziele bestehen aus einer inhaltlichen Motivation (wofür Sie sparen), einem dafür erforderlichen Zielbetrag (wie viel Geld Sie dafür brauchen) und einer möglichst klaren Zeitangabe (bis wann Sie das Ziel erreicht haben wollen). Dabei sollten Sie Ihre finanziellen Ziele möglichst klar, spezifisch und messbar formulieren.

Sprich: Ihr Ziel sollte beispielsweise nicht lauten „Ich möchte Vermögen fürs Alter aufbauen“, sondern Sie gehen tiefer und präziser in dieses Ziel rein. Das könnte dann so aussehen: „Ich möchte mir ab meinem Renteneintritt im Jahr XXXX 2.000 € monatlich als zusätzliche Rente aus eigenem Vermögen auszahlen. Um mir diese Summe dauerhaft auszahlen zu können, brauche ich dann mindestens YYYY € Vermögen.“

Sie erkennen: die recht präzise Ausformulierung des finanziellen Ziels verändert etwas. Sie bringt Klarheit über das konkrete Ergebnis UND einen spezifischen Zeithorizont in die Sache, der zum Erreichen des Ziels bereitsteht. Ganz genau so könnten Sie es auch für eine perspektivische Weltreise, den Kauf einer Immobilie oder für jedes andere Vorhaben formulieren. Sprich: Sie machen sich Gedanken darüber, was Sie wann vorhaben und wie viel Geld Sie dafür brauchen.

Auch bei kleineren Zielen funktioniert das super – beispielsweise: „Ich möchte in einem Jahr XXXX € zusammengespart haben, um damit Schulden aus einem laufenden Kredit zu tilgen“. Oder: „Ich möchte in den nächsten 24 Monaten eine sichere Reserve / Notfallfonds von 3 Nettomonatsgehältern aufbauen“.

Expertentipp: Abgeltungssteuer schon einrechnen

Wann immer Sie Zinsen oder Kapitalerträge erwirtschaften, müssen Sie darauf Steuern bezahlen. Genauer handelt es sich dabei um die Abgeltungssteuer. Das sind 25 % der erzielten Rendite plus davon 5,5 % Solidaritätszuschlag – also zusammen 26,375 %. Sofern Sie kirchensteuerpflichtig sind, erhöht sich die Abgabe in Bayern und Baden-Württemberg auf 27,82 % und in den restlichen Bundesländern auf 27,99 %. Pro Jahr bleiben bis zu 1.000 € steuerfrei, sofern Sie Ihrer Bank oder Ihrem Depotanbieter einen Freistellungsauftrag erteilen oder das in der Steuererklärung nachträglich angeben.

Wie finde ich heraus, wie viel Geld ich brauche?

Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück: Denn um derart präzise Ziele zu formulieren, braucht es bereits Klarheit vorab. Der hauptsächliche Orientierungspunkt ist die Antwort darauf, wie viel Geld Sie perspektivisch brauchen, um Ihr inhaltliches Ziel finanziell als „erreicht“ markieren zu können.

Bleiben wir bei dem obigen Beispiel mit der monatlichen Rente von 2.000 €, was natürlich auch eine höhere oder kleinere Summe sein kann. Um herauszufinden, wie viel Vermögen Sie dafür bräuchten, können Sie zum Beispiel recht einfach einen digitalen Entnahmeplan-Rechner im Internet nutzen.

Wir spielen das einmal durch: Wenn wir realistischerweise annehmen, dass sich Ihr angelegtes Vermögen ab Renteneintritt weiterhin mit durchschnittlich 5 % Rendite im Jahr entwickelt und dass Sie das Kapital niemals aufbrauchen, bräuchten Sie bis zum Renteneintritt 493.000 €. Wenn Sie beispielsweise einen Auszahlungszeitraum von 25 Jahren mit 0 € Restkapital anstreben, bräuchten Sie rund 347.400 €. (Bei Renteneintritt mit 67 Jahren hätten Sie dann bis 92 Jahre die Zusatzrente.)

Wenn wir jetzt den Expertentipp anwenden und die Abgeltungssteuer einbeziehen, bräuchte es ein höheres Vermögen, um nach Steuer trotzdem noch 2.000 € monatlich für 25 Jahre beziehungsweise endlos zu haben. Genauer: Rund 658.000 € bei der Variante mit der endlosen Rente ohne Kapitalverzehr und rund 391.400 € bei der Variante mit 25 Jahren Auszahlungsdauer und anschließend 0 € Restkapital.

Einfacher ist die Rechnung und auch Zieldefinition bei allem, wofür Sie die Kosten hochrechnen können. Für eine Weltreise können Sie beispielsweise einen groben oder auch detaillierten Reiseentwurf mit den aktuell erwartbaren Kosten erarbeiten und diese dann hochrechnen. Auch bei Sachwerten wie einer Immobilie oder einem Auto können Sie sich anhand aktueller Preise einen Budgetrahmen setzen.

Wie viel muss ich monatlich anlegen, um meine finanziellen Ziele zu erreichen?

Genau so wichtig wie die Definition der finanziellen Ziele ist auch die anschließende Berechnung des monatlichen Anlagebetrags. Auch hier können Sie schnell und einfach entsprechende Rechner im Internet benutzen.

Wir kommen noch einmal auf das Beispiel mit der Rente zurück und nehmen an, …

  • dass Ihnen noch 22 Jahre bis zur Rente bleiben,
  • dass Sie auch bis dahin durchschnittlich 5 % Rendite pro Jahr erwirtschaften,
  • dass Sie sich für die Variante mit Kapitalverzehr einschließlich Abgeltungssteuer entscheiden – der Zielbetrag beträgt also 391.400 €.


Unter diesen Voraussetzungen müssten Sie monatlich 824,90 € investieren.

Natürlich: Das ist eher unrealistisch. Und deshalb ist es auch so ein gutes Beispiel. Finanzielle Ziele sollten nicht nur klar, spezifisch und messbar sein, sondern auch realistisch. Das heißt, dass Sie in diesem Beispiel jetzt an einen Punkt kämen, an dem Sie über eine Anpassung des monatlichen Renten-Ziels nachdenken müssen.

Wir kürzen das für Sie ab: Wenn Sie sich stattdessen für eine private Rente von 1.100 € monatlich entscheiden, müssten Sie monatlich rund 450 € investieren. Und wenn Sie noch Erspartes haben, das Sie anfangs als Beschleuniger mit reinlegen möchten, können Sie die monatliche Investition noch einmal weiter senken. Beispielsweise auf 357 € monatlich mit anfänglich 15.000 € als Einmalanlage.

Grundsätzlich müssen Sie für die Berechnung der monatlichen Investitionssumme den Zielbetrag und den Anlagezeitraum wissen. Wenn es sich um einen langfristigen Anlagezeitraum von mindestens 10, 15, 20 Jahren handelt, kann man von 5-7 % durchschnittlicher Rendite pro Jahr ausgehen. Auch, wenn die tatsächliche Entwicklung einer Geldanlage selbstverständlich nicht vorhersehbar ist. Je nach Risikoprofil und Marktentwicklung kann die tatsächliche Rendite geringer oder auch höher ausfallen.

Wie kann ich meinen monatlichen Sparbetrag optimieren?

Logisch: 824,90 € und selbst die niedrigeren 357 € aus dem bisherigen Beispiel haben nur wenige Menschen tatsächlich übrig. Umso häufiger taucht die Frage auf, wie man den monatlichen Sparbetrag optimieren kann, sprich: wie man es schafft, monatlich mehr Geld übrig zu haben, um es zu investieren.

Und auch das gehört mit zur Definition der finanziellen Ziele: Ausschlaggebend dafür, ob Sie Ihr Ziel im vorgegebenen Zeitraum erreichen können, sind natürlich auch Ihre finanziellen Voraussetzungen. Deshalb kann es sich lohnen, zu versuchen, den monatlichen Sparbetrag durch Einsparungen an anderer Stelle zu optimieren. Und das funktioniert in drei einfachen Schritten:

  1. Analysieren Sie monatsweise Ihre Finanzen und Ausgaben der letzten 3 Monate und unterscheiden Sie dabei zwischen wiederkehrenden Fixkosten und nicht-wiederkehrenden variablen Kosten.
  2. Prüfen Sie, ob es bei den Fixkosten Einsparpotenzial gibt, beispielsweise durch einen preiswerteren Strom- oder Gas-Tarif oder durch Kündigung nicht mehr relevanter Abonnements, die monatliche Kosten verursachen.
  3. Teilen Sie dann die variablen Kosten in drei Kategorien ein: „Erforderlicher Lebensmitteleinkauf“, „Wichtiger Konsum abseits von Lebensmitteln“ sowie „Restlicher Konsum“. Schauen Sie sich dann insbesondere die Ausgaben in der dritten Kategorie an und prüfen Sie, ob wirklich alles davon erforderlich war. Versuchen Sie anschließend, solchen Konsum in Zukunft zu vermeiden.


Gerade mit Blick auf Punkt 3 ist wichtig zu betonen: Es geht nicht darum, dass Sie auf etwas verzichten, was Ihnen wichtig ist, sondern nur darum, vermeidbare Ausgaben zu vermeiden. Jede Form von Verzicht würde auf Dauer an der Motivation kratzen und somit Ihre finanziellen Ziele gefährden. Was wir meinen: Wenn Sie zum Beispiel feststellen, dass Sie einmal pro Woche essen gehen, und wenn Sie auch gut damit leben könnten, das nur alle zwei Wochen zu tun, ist das ein vertretbares Einsparpotenzial.

Finanzielle Ziele: Zusammenfassende Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Überlegen Sie sich präzise, was Sie bis wann erreichen wollen.
  2. Finden Sie heraus, wie viel Geld Sie zur Erreichung dieses Ziels brauchen.
  3. Berechnen Sie, wie viel Sie monatlich investieren müssten.
  4. Setzen Sie sich mit Ihren Finanzen auseinander, um herauszufinden, wie viel Geld Sie monatlich auch tatsächlich investieren können. Investieren Sie nur Geld, das Sie für die Dauer der Geldanlage nicht brauchen. Nehmen Sie keine Schulden dafür auf.
  5. Gleichen Sie die Ergebnisse aus Schritt 3 und 4 ab. Passen Sie Ihre finanziellen Ziele bei Bedarf an, damit sie realistisch erreichbar sind (über einen längeren Anlagezeitraum oder einen niedrigeren Zielbetrag).
  6. Nutzen Sie diese Erkenntnisse für Ihre Anlagestrategie – darin halten Sie fest, welche Geldanlagen sich für Ihr Vorhaben und Ihre Risikobereitschaft eignen.

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